Zwischenlage-Urlaubsbericht.

Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,

heute fange ich meinen Bericht mal von hinten an, also von vor 4 Wochen.

Das „Traders Hotel“ (Stadtmitte Shenyang) hat einen Kochkurs unter dem Motto: „Von der Angel in die Pfanne“ angeboten.
Teilnehmerzahl: 12 Personen.
Ein 5-Gänge Menü mit Weinbegleitung!

Nachdem Peter mit kochen gar nix am Hut hat und das ausschließlich mir überlässt, bin ich alleine hingegangen. Den Kochkurs hat Alfred Krasser (GAULT MILLAU master chief), ein Österreicher gehalten und ich kann nur sagen: Vergesst Schuhbeck!
Saaagenhaft  –  ein Erlebnis! Hummer, Jakobs-, Mies- und Pfahlmuscheln, Seewolf, Lachs usw..
Kleiner Auszug:
Hummer / Flusskrebscocktail
Steirische Karpfensuppe
Zweierlei von der Muschel
Aus dem Meer –  verschiedene kurzgebratene Fischfilets
Schoko- und weiße Mousse
Jetzt hängt schon mein zweites Koch-Zertifikat in der Küche!
Und natürlich floss bester Wein in Strömen…. von der Gaudi, die wir zusammen hatten, ganz zu schweigen!

Kürzlich hatten wir 3 Tage Urlaub. Nach einigen Überlegungen haben wir uns für Chengde entschieden und sind am Samstag früh aufgebrochen.  Wir wollten nicht schon wieder fliegen, sondern mit dem Auto fahren, damit wir Vorort mobil sind.  Chengde liegt ca. 580 km von Shenyang entfernt in Richtung Peking. Auf chinesischen Autobahnen darf man maximal 120 fahren, meistens aber nur zwischen 100 und 80, also hat sich die Fahrt a bissl gezogen.

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Chengde ist für chinesische Verhältnisse ein kleines Dorf, aber mit vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten.

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Z.B. den kaiserlichen Sommerpalast, dem Kloster Puning Si, in dem sich der Riesenguanyin, die größte Holzfigur der Welt befindet und vielen Tempeln.

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Landschaftlich ist dieses Gegend auch sehr reizvoll und abwechslungsreich.

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Bei 34° von Gipfel zu Gipfel zu wandern ist sehr schweißtreibend.

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80 km westlich von Chengde, Richtung Peking gibt es ein Stück „Große Mauer“, das nicht restauriert und noch authentisch ist.

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Der Anstieg war sehr steil und für mich äußerst anstrengend.
Nachdem wir ca. 10 Minuten gegangen sind, gesellte sich eine mongolische Bauersfrau zu uns, die englisch sprach, mir immer wieder Luft zu fächelte und bei unwegsamen Stellen die Hand reichte.

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Mir ging das mit der Zeit auf’n Wecker, aber sie ließ sich nicht abschütteln. Uns war klar, dass sie das nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit tat, sondern, dass sie was dafür wollte. Am Gipfel angelangt, breitete sie dann ihre Souvenirs aus und nötigte uns zum Kauf. Billig war sie nicht! Wir haben ihr schließlich für 350 RMB (ca 40€) was abgekauft und somit unser Soll erfüllt. Als wir weg waren, hat sie sich wahrscheinlich totg’lacht, weil’s uns so b’schiss’n hat!

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Mittwoch sind wir dann nach 3 erlebnisreichen Tagen wieder heim gefahren.

Im Juni haben uns  Anna (unsere ältere Tochter) und Bässem besucht.

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Die Sehenswürdigkeiten und Shopping-Möglichkeiten Shenyangs waren bereits nach 3 Tagen abgegrast, also beschlossen wir eine kleine Rundreise zu machen: Shenyang – Lijiang – Hangzhou und zurück. Wir hatten im Pullmann-Resort in Lijiang bei meinem Freund Hartmut Schaller, der da jetzt General Manager ist, gebucht. Geplant war, dass wir nach der Ankunft gegen 23.30 Uhr  noch wenigstens die 2. Halbzeit vom Spiel Deutschland – Portugal (4:0) sehen könnten.
Um 18:35 Uhr sollte unsere Maschine  starten. 2 1/2 Stunden später ging’s dann endlich los. Keine Durchsage hat diese granatenmäßige Verspätung erklärt.
Die Zwischenlandung in Zhengzhou hat sich statt 40 Minuten  nochmal 2 Stunden hingezogen, sodass wir mit insgesamt 4 Stunden Verspätung ankamen. Um 4.00 Uhr waren wir dann endlich im Hotel. Gottseidank wurden uns via Wechat die Fußballergebnisse mitgeteilt.

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Schon allein für die Hotelanlage hat sich die Reise gelohnt! Wunderschön gelegen an den Ausläufern des Himalaja. Bin mit dem Radl (ca. 7 km) vom Hotel in die Stadt gefahren. Die Altstadt von Lijiang ist Weltkulturerbe und unbedingt sehenswert.

Besondere Spezialität der Region: Nadelmalerei (gestickte Bilder), Silber und Seidenschals. Leider setzte am 2. Tag die Regenzeit ein.

Nach 3 Tagen ging’s weiter nach Hangzhou.
Die Regenzeit  reiste mit.
Man sagt: die Christen haben das Paradies – die Chinesen haben Hangzhou. Am künstlich angelegten West-Lake sollen sich Ying und Yang perfekt vereinen.
Bei Sonnenschein wahrscheinlich wirklich traumhaft!
Hangzhou ist ein Zentrum der Seiden- und Teeherstellung.
Ich hab mich im Hotel erkundigt, wo man am besten Seide kauft. Die nette Dame am Empfang hat mir auf dem Stadtplan eine Seideneinkaufsstraße  gezeigt und erklärt, dass es hier günstige Seide gibt und man gut handeln kann. Frag ich am nächsten Tag einen Hotelangestellten nach dem Weg zu dieser Einkaufstraße, tut der ganz komisch rum und winkt einem Taxifahrer, der „zufällig“ grad da steht. Beide beteuern mir, da gäbe es nix.  Der Taxifahrer hat mich dann zu einer  „Great-Silk-Shopping-Mall“ gefahren, die ich nach 5 Minuten entsetzt wieder verlassen habe, weil alles so schweineteuer war. Der Taxifahrer hat natürlich auf mich gewartet und mich ungefragt zu einem Teemuseum mit Teeverkostung gefahren, in der Hoffnung, dass ich was kaufe und er eine dicke Provision bekommt. Als ich auf dem Heimweg um den „West-Lake“  zum Hotel zurück fahren wollte, hat er Geld gewittert und für die Umrundung plötzlich einen Festpreis von 200 RMB (24€) verlangt. Für chinesische Verhältnisse sehr teuer. Mit Taxameter  hätte es wahrscheinlich nur ein Drittel gekostet. Ich hab’s bezahlt, weil’s so geregnet hat und ich nicht auf ein anderes Taxi warten wollte. Hund san’s scho, die Chinäs’n und sehr geschäftstüchtig.

Am Nachmittag hat der Regen nachgelassen und ich bin zu Fuß los gezogen. Natürlich hab ich diese wunderbare Seidenstraße gefunden. Hab auch was (mehreres) gekauft und  gehandelt wie ein Pferdeknecht. Das kann ich in der Zwischenzeit gut, dazu reichen meine chinesisch Kenntnisse aus! Anna und Bässem hatten an diesem Tag mit dem Zug einen Ausflug nach  Shanghai gemacht.
Auf dem Rückflug nach Shenyang hatten wir nur eine Stunde Verspätung.

Ja, und dann war da noch unsere Zugfahrt nach Peking.
Sowas kannst du nur in China erleben!
Anna, Bässem und ich wollten mit dem Zug nach Peking fahren. Ich zeig dem Taxifahrer das Zugticket und er fährt, wie beim letzten Mal (war schon öfter mit dem Zug in Peking) zum Nordbahnhof. Wir wollen einchecken, aber jeder Bahnbeamte schüttelt den Kopf und sagt wir seien am falschen Eingang, im falschen Stockwerk, im falschen Gebäude.  Draußen, am Bahnhofsplatz wollten wir uns orientieren und haben einem Angestellten unsere Fahrkarten gezeigt. Der hat rumgefuchtelt und immer bu, bu (nein, nein) gesagt. Ich hab nix kapiert. Drei Männer haben das gesehen, sind zu uns her gekommen, haben sich die Karten zeigen lassen, dann wie wild gestikuliert und immer auf die Uhr gezeigt. Endlich haben wir verstanden: Wir waren am falschen Bahnhof!!  25 Minuten Zeit blieben uns bis zur Abfahrt – am Westbahnhof, am anderen Ende der  8-Millionen-Stadt. Wir dachten erst, die 3 Jungs wären Taxifahrer, aber dann stellte sich raus, dass sie Motorroller Fahrer ohne Fahrlizenz waren, also „Schwarz-Taxler“! Das ist zwar verboten, war uns aber in dem Moment wurscht! Für gesamt 100 RMB (12€) würden sie uns fahren.
Sie drängten uns immer auf die Uhr deutend zur Eile. Schnell schnell schnell!! Die großen Koffer von Anna und Bässem haben Sie vorne am Roller im Fußraum quer gestellt, mein kleiner war kein Problem. Unter Missachtung sämtlicher Verkehrsregeln haben sie uns dann zum Westbahnhof gefahren. Auf der Busspur haben sie den Bus geschnitten, auf’m Radlweg die Radlfahrer und Fußgänger weg gehupt und auf der dreispurigen Straße die Autos zur Vollbremsung genötigt. Ich hab mich nur mit Daumen und Zeigefinger an meinem Fahrer festgehalten, selbiger hatte ein schweißnasses Polyamidhemd an und roch dementsprechend. Ich hab nur gebetet: „Lieber Gott ich bin noch so jung, viel zu jung zum Sterben! Du willst mich doch noch gar nicht! Hol mich bitte nicht zu dir!!“ Wir haben’s tatsächlich in nur 15 Minuten  geschafft. Diese Schlawiner haben natürlich sofort geschnallt, dass wir auf Sie angewiesen waren und haben jetzt von jedem 100 RMB verlangt. Was sie nicht wussten: ich hätte ihnen, weil lebend angekommen, sogar das Dreifache bezahlt! Im Schweinsgalopp haben sie unsere Koffer noch zum bis zum Eingang gebracht. Wir sind zum Bahnsteig, in den Zug eingestiegen, haben uns auf unsere reservierten Plätze gesetzt, der Schaffner hat gepfiffen und wir sind losgefahren….mein Schließmuskelkrampf hat sich nur sehr langsam gelöst.

Die Fußball WM haben wir hier natürlich mitverfolgt!
Die Übertragungszeiten waren a bissl unchristlich: Anstoß um 00.00 Uhr, ging noch. Nach der 4.00 Uhr Übertragung ist Peter im Anschluss gleich ins Büro.

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Das Finale um 3.00 Uhr haben wir mit Freunden angeschaut, anschließend gab’s die letzten Weißwürscht vom Wiggerl! Mei warn de guad!

Viele Chinesen sind hier mit Deutschland Trikots rumgelaufen! Gab’s in der Sportstraße für ca. 4 € – natürlich das „Original“.

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Jetzt stehen noch der Hochzeits-Bericht, a paar Informationen über Peking und „Kulturschock III“ aus.

Im September steht wieder ein Heimflug an.
So sehr es mir in Shenyang gefällt, übermannen mich trotzdem ab und zu Heimwehanfälle. Sie kommen aus dem Nichts wie
Hitzewallungen, und verschwinden Gottseidank auch genauso schnell wieder.

它很好, und frohe Grüße aus China
von Ihrer / Eurer
Annamirl

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