Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,
im Juli habe ich meinen Fuhrpark erweitert. Neben meinem Radl steht jetzt auch ein Auto in der Garage – nämlich ein BMW 320i.
Ich habe ihn mit meinem Mann bei BBA im Werk abgeholt und bin dann gleich ALLEINE!!!!! im größten Freitags-Berufsverkehr, 16 km quer durch die Stadt, nach Hause gefahren. Auf Drängeln und lautes Schimpfen hab ich mich schnell eingestellt und kann bereits mithalten. Ständiges, kräftiges Hupen hab ich auch schon drauf. Rechts abbiegen darf man hier (außer es gibt einen Pfeil an der Ampel) grundsätzlich immer ohne anzuhalten, auch wenn die Fußgänger grün haben. Die müssen warten! Autos haben immer Vorfahrt! Neulich hab ich aus alter Gewohnheit beim rechts Abbiegen angehalten, das hat die Chinesen ganz fürchterlich irritiert. Sie sind verunsichert stehen geblieben, haben erschreckt von ihren Handys aufgeschaut und konnten mit der ihnen fremden Situation gar nicht umgehen. Wahrscheinlich haben sie gedacht, wenn sie auf der Straße sind, geb ich Gas und fahr sie über’n Haufen!
Was auch sehr gewöhnungsbedürftig ist, dass keiner die Spur hält!
In Shenyang gibt’s keine Fahrkultur.
Wir vermuten das kommt daher, dass es hier lange keine Autos gab und dann plötzlich in kürzester Zeit in der Stadt fast jeder eines hatte. So konnte sich der Verkehr nicht entwickeln. Jeder Chinese meint, er müsse der schnellste sein und seine Sache sei gerade die wichtigste der Welt! So erklärt sich auch die hier sonst übliche Drängelei. Ganz kann ich die chinesische Fahrweise immer noch nicht einschätzen, aber des wird scho no! Jetzt werden sie aufg’mischt und dürfen sich warm anziehen, die Chinäsn!
Hurra ich bin unabhängig und in alle Richtungen mobil!
Dann war ich auch noch gut mit unserem Umzug beschäftigt!. Weil’s in unserer Wohnung schimmelte zogen wir am 28.7. nach Vanke (das ist ein Stadtteil auf der anderen Seite des Flusses) in eine neue, unmöblierte Wohnung. Erstbezug!
Das ist in unserem Schlafzimmer gewachsen:
Leider haben wir einen Abstieg vom 30. ins 19. Stockwerk gemacht, dafür haben wir einen kleinen Balkon!!
Möbelkauf ist in Shenyang gar nicht so einfach! Furniture City ist eine Straße nur mit Möbelhäusern, wo viele Einheimische kaufen. Das meiste hier ist Furnier- (wie der Name schon sagt) oder Plastik-Glump! Die exklusiven Möbel-Malls führen Luxus-Abteilungen, die nennen sich …
Wenn man lange genug sucht, findet man jedoch auch etwas Vernünftiges!
Wer meinen Mann kennt, weiß, dass stundenlanges Rumlaufen in Möbelhäusern sein größtes Hobby ist. Nach 2 lächerlichen Stunden fängt er schon zu jammern an: „Ich kann keine Möbel mehr sehen!“ Oder: „Jetzt langt’s aber dann….“
Ich war viel unterwegs und hatte bereits eine Vorauswahl getroffen. Schließlich sind wir fündig geworden! Eine Couch, italienisches Design, aber in China hergestellt. Farbe: weiß!! Hier sind wir ohne Kinder (entschuldigt bitte) und Hund, da bleibt sie voraussichtlich 3 Jahre weiß.
Bett und Nachttische sind aus Walnussholz, chinesisches Design. Lieferzeit 2 Monate – also – schliefen wir zur Überbrückung, wie in unserer Jugendzeit am Boden auf IKEA Matratzen.
Hier hat man übrigens, egal wie breit das Bett ist, immer nur eine Matratze und die ist (gefühlt) aus Beton. Das Bett, das wir hatten, war nur 1,60 m breit! Wenn sich einer umdreht, hebt’s den anderen in die Höh‘ oder man schnarcht sich direkt ins Ohr. Aus München sind wir 2 x 2 m gewöhnt. Hier gibt’s nur maximal 2 x 1,80 m Betten. Muss ich halt a bißl abnehmen!
Beim „Kinder“ bzw. Gästezimmer griffen wir auf das gute, alte IKEA zurück!
Ach ja, 5 Tage vor unserem Umzug hatten wir noch einen „Blackout“! Meine Mutter hat mich immer gewarnt: „Ihr seid’s im 30. Stock! Wenn da mal der Strom ausfällt!“
Dann war’s auf einmal soweit: Strom und Wasser wurden im ganzen Viertel von
00.00 Uhr – 18.00 Uhr, also für 18 Stunden abgeschaltet: D. h. kein Lift, keine Klimaanlage, keine elektrischen Geräte, kein Internet, kein Bad, keine Dusche, keine Toilettenspülung!!! – nix!
Da hätten’s doch in Gottes Namen noch eine Woche warten können, da wären wir schon in der neuen Wohnung gewesen!
Ich hab nur gedacht: „Hoffentlich hält die Gefriertruhe so lang durch!“
Mein Mann konnte zwar am morgen nicht joggen, dafür musste er die 30 Stockwerke (+3 Tiefgarage) runter laufen.
Für mich blieb eigentlich nur lesen oder stricken – wobei letzteres auch nicht einfach war, weil bei man bei 38° Hitze in der Wohnung so schwitzige Hände bekommt, dass die Wolle nicht mehr durch die Finger rutscht. Irgendwie hab ich den Tag schon rum gebracht.
Eines war von Anfang an klar: Wenn alle Ampeln außer Betrieb sind, geh (bzw fahr) ich nicht aus dem Haus! Der Verkehr ist mit Ampelschaltung schon schlimm genug!
Wir haben’s überstanden! Als mein Mann abends heim kam – befand er sich im 10. Stockwerk – als der Strom wieder eingeschaltet wurde. Die restlichen 20 konnte er den Lift wieder benutzen.
Jetzt mach ich mich an die Geschichte vom „Kulturschock!“, auf die der eine oder andere vermutlich schon wartet!
Soviel sei verraten:
War ein Volltreffer!
Demnächst mehr!
Noch was: seit geraumer Zeit hab ich Chinesisch Unterricht! Grausam – mehr sag i ned!!
Jetzt noch an Euch alle ein kräftiges gan bei (= Prost und heißt wörtlich übersetzt: Mach dein Glas trocken!). Die wichtigsten Wörter kann ich schon!
它很好, und frohe Grüße aus China
von Ihrer / Eurer
Annamirl
herrlich! kann ich immer wieder lesen! freu mich auf die nächste Folge.