Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,
diese Woche hat mich ereilt, was ich insgeheim schon lange befürchtet habe. Mir ist eine Chinesin ins Auto gerauscht.
Von Anfang:
Vor kurzem lernte ich in unserer Häkelrunde eine sehr nette Expatfrau kennen. Sie ist seit 4 Wochen hier, wohnt noch im Hotel, war aber schon am Umziehen in ihr Apartment. Ich bot ihr meine Hilfe an und holte sie mit ihren Koffern vom Hotel ab. Vorher fuhren wir noch in die Küchenstraße und zu IKEA. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass wir bis unter’s Dach beladen waren. In der Zwischenzeit war es fast 19.00 Uhr und nachdem der Winter bei uns Einzug gehalten hat, haben wir eine Außentemperatur von -8°- -12°. Auf der letzten Kreuzung vor unserem Ziel passierte es dann. Ich hatte mich schon zum links abbiegen eingeordnet, war auch fast auf der Spur, als sich noch schnell ein Auto an mir vorbei drängeln wollte (drängeln und schneiden sind hier die Klassiker). Schon war es passiert: mein rechter Kotflügel steckte in der linken Seitentüre eines alten Opel, in dem eine Frau mit einem schon größeren Kind saß. Damit diese aussteigen konnte fuhr ich 2 m vor und stellte mein Auto vor ihrem ab, was sich später als fataler Fehler herausstellen sollte. Ich erwartete die Schimpftirade einer keifenden Chinesin, aber nein – sie lächelte mich an sagte: „Mei shir“ was soviel heißt wie: „Macht nix!“ und begann zu telefonieren. Kurz darauf erschien ihr Mann, der mich förmlich anstrahlte. Hä? Ungläubiges Erstaunen meinerseits! Ich rief sofort Peter (der Daheim schon auf mich wartete) an. Er riet mir, mich umhehend bei der Unfall-Hotline zu melden, welche bei Verkehrsunfällen die Verhandlungen übernimmt. Es wird die Polizei und die Versicherung verständigt und alles weitere geregelt, wir Langnasen müssen nur warten. Ich rief an! Es meldete sich eine Dame, deren Englisch ich leider gar nicht verstand, nur soviel, dass ich auf die Polizei warten solle. Irgendwann kam dann ein Polizist, verlangte Führerschein und Papiere und unterhielt sich mit der Frau, die meiner Meinung nach den Unfall verursacht hat. Es vielen oft die Wörter: „Lao wai (Ausländer)“ und „Bao ma (BMW)“. Die Freude in ihren Gesichtern war nicht zu übersehen! Jetzt war es an der Zeit nochmal die Hotline anzurufen. Wieder verstand ich nicht viel und Peter stellte eine „Telefonkonferenz“ her. Über die Freisprechanlage meines Autos redeten jetzt 4 Personen wild durcheinander: Die Hotline-Dame mit Peter englisch, der Polizist mit ihr chinesisch und ich mit Peter deutsch.
Unglücklicherweise hatte ich vergessen mein Handy aufzuladen und plötzlich fiel es schlagartig aus. Na toll! Das meiner Bekannten hatte noch genug Saft, also gingen die Gespräche jetzt über ihres, ohne Freisprechanlage! Es wurde wild von einem zum anderen gereicht – das Chaos war perfekt. Was uns von Anfang an äußerst stutzig machte war die Tatsache, dass seltsamerweise niemand die Nerven verlor, und uns alle immer wieder freundlich zulächelten. Der Polizist nahm endlich meine Personalien auf und bat mich zu unterschreiben. Im Glauben, es wären meine Daten, unterschrieb ich. Der zweite Fehler! Wieder Telefonkonferenz: Die Hotline-Dame erklärte mir, ich hätte gerade unterschrieben, dass ich zu 100% an dem Unfall schuld war. SCH……E!!
Jetzt kommen wir zu Fehler Nr. 1!
Sobald man sein Fahrzeug am Unfallort bewegt bevor die Polizei da ist, und seien es auch nur 2 Meter, übernimmt man automatisch die volle Schuld.
Woher soll ich das wissen?
So weit, so schlecht, jetzt war die „Schuldfrage“ geklärt! Fröhlich winkend verließ uns der Polizist, während wir noch auf den Mann von der Versicherung warten mussten.
Der Herr von der „Hamburg-Mannheimer“ (Witzerl g`schissn) hat alles genau fotografiert und man zeigte ihm auch noch den verdellten Kotflügel. In dem Moment wussten wir, warum Partystimmung war – die Chinesen haben nur eine geringe Autoversicherung, aber sie wissen, dass die meisten Ausländer eine vernünftige haben! Endlich hat’s bei mir geklingelt!!! Die Frau bekommt von der Versicherung, dank meines „Schuldgeständnisses“ den ganzen Schaden bezahlt und lässt wahrscheinlich an ihrem alten Opel die ganze linke Seite runderneuern! Da kann man schon mal 2 Stunden bei -10° in der Kälte stehen und freundlich lächeln!
Nach über 2 saukalten Stunden trennten wir uns in beiderseitigem Einvernehmen.
Auf`s höchste irritiert starteten meine Bekannte und ich die letzten Meter zum Apartment und siehe da – in der Tiefgarage – wir trauten unseren Augen nicht – trafen wir auf unsere Unfall Gegner!! Fröhlich winkend gingen sie an uns vorbei, wünschten uns eine gute Nacht und verschwanden. Nur einige Stellplätze von dem meiner Bekannten entfernt entdeckten wir den Opel. Wir werden die Reparaturen natürlich genau beobachten!
Im Lift haben wir erst mal einen hysterischen Lachanfall bekommen, weil die ganze Situation so komisch und unwirklich war!!
Um 21.30 Uhr war ich endlich zu hause, hab mit Peter ein Glas (Flasche) Wein getrunken und mich in der Badewanne aufgetaut!
Am Donnerstag hab ich mein Auto zur Reparatur gebracht und morgen am Sonntag hole ich es mit Peter wiederab. Alles ist gut!
…und weil wir schon bei den unangenehmen Dingen sind, gleich noch eine Geschichte.
Peter bekam kürzlich für uns beide die Aufforderung zum Medical Check. Man muss vorausschicken, dass es in China keine niedergelassenen Ärzte gibt, man muss also immer ins Krankenhaus, egal was einem fehlt und dort wird man dann von Arzt zu Arzt geschickt.
Wir fahren also zu einem jener riesigen Hospitals, wo schon eine Dolmetscherin auf uns wartet. Im Eingangsbereich geht’s zu wie in einer Bahnhofshalle.
Man trifft alles: Mütter mit Kindern auf dem Arm, Patienten mit Infusionsständern oder in Rollstühlen, Augenverletzte, Gipsarme- und Beine, Kopfverbundene usw.
Unsere Begleiterin führt uns zur Patienten-Aufnahme, erledigt alles schriftliche für uns und los geht’s!
Messen, wiegen und Körperumfang: Bei mir passen Größe und Gewicht nicht zusammen – weiß ich selber! Das Maßband zeigt um die Hüfte ein paar Zentimeterchen zuviel – weiß ich auch!
Sehtest ist etwas unüblich: Man hält sich mit einem Metalllöffel ein Auge zu und muss mit dem anderen erkennen nach welcher Seite ein E offen ist. Farbtest bleibt mir erspart – immerhin etwas!
HNO: Die Ärztin leuchtet in meine Ohren und fragt, wie häufg ich sie putze. „Oft!“ „Oh, das ist gar nicht gut, Sie haben fast kein Ohrenschmalz!“ Anschließend leuchtet sie mir in die Nase und stellt fest, dass ich zu oft schnäutze. “ Das ist nicht gut für die Schleimhäute, die sind zu trocken! (Den Rotz)Laufen lassen!“ Bei Peter ist alles in Ordnung – das gibt mir zu denken! Liebe Freunde, wundert Euch nicht wenn ihr mich wieder seht – überquellende Ohren, Rotzglocke und fettige Haare! (lachlach)
Jetzt trennen sich unsere Wege. Peter und ich bekommen jeweils eine Ärztin zur Seite, die uns zu den verschiedenen Untersuchungsstationen führt und uns auf englisch alles übersetzt.
Sie drängeln sich überall vor, was uns keine Freunde macht, aber Wartezeiten erspart.
Innere Organ-Ultraschalluntersuchung auf 3 Liegen nebeneinander. Dass die 2 noch anwesenden Chinesinnen auf meinen Busen starren, stört mich nicht weiter, sie sind ja von Natur aus nicht so üppig ausgestattet. Dann wird ultrageschallt, was das Zeug hält. Man wird auch fündig, kann mir aber nicht sagen was.
Das war’s dann auch!
Zum Schluss jetzt noch was Wunderbares!
Der berühmte Pianist Lang Lang kommt in seine Heimatstadt und startet hier seine Tour in 12 Städte Chinas. Wohltätigkeit und Nächstenliebe spielen für Lang Lang als ein Botschafter von UNICEF eine wichtige Rolle. Die Einnahmen der Tour werden an diejenigen gespendet, die es am dringendsten benötigen.
So war er angekündigt, und Peter (konnte leider nicht mitkommen, weil er unterwegs war) hat mir eine Karte besorgt.
Ich war verwundert, denn das Konzert war nicht ausverkauft und die Chinesen waren auch nicht besonders enthusiasmiert. Ich schon! Lang Lang kam total sympathisch und bescheiden rüber!
Und wieder hab ich festgestellt, dass die Shenyanger keine Theater- bzw. Konzertkultur haben (siehe Lage I). Die Kinder spielen fangen, man unterhält sich, telefoniert, oder isst geräuschvoll Popkorn bzw. Hühnerfüße aus der Plastiktüte (zur Lärm- auch noch die Geruchsbelästigung). Das Orchester hat Gott sei Dank meistens die Nebengeräusche übertönt.
Als Zugabe spielte Lang Lang mit einem 9 jährigem Jungen 4-händig. Plötzlich gingen die beiden Seitenvorhänge auf und man sah links und rechts jeweils 10 Klaviere, an jedem 2 kleine Chinesen sitzen, die alle dasselbe Stück mitspielten. Es hörte sich wie 1 einziger Ton an – das war grandios und hat mir ein Tränchen ins Auge getrieben! Da war es dann auf einmal ganz still im Stadion.
Das Konzert war ein Genuss!
Jetzt wünsch ich Euch / Ihnen allen noch a scheene staade Zeit!
它很好, und frohe Grüße aus China
von Ihrer / Eurer
Annamirl
Servus Annamirl,
ich war gerade auf einem vorweihnachtlichen Mikrotrip im Bräustüberl z’Maxlroa. Da kam eine vollkommen erschöpfte Gestalt auf mich zu -I glab es war oana von de Perchten- und überreichte mir eine Rolle mit der Überschrift: „Annamirl Spies in China.“
Einerseits hat uns des unheimlich gfreit, dass Du bei Deinem Besuch an uns gedacht hast.
Andrerseits häd uns des no mehra gfreid, wenn ma uns droffa hädn.
Hier unsere Kontakte:
Bernhard und Martina Erl, 83104 Beyharting, am Klosterfeld 19.
Tel. 08065 308, mobile 01701069410
Mail: bernhard.erl@erlbey.de
Schöne Feiertage wünschen euch
Tina und Bernhard
P.S. s’Schwesterl Resal fahrt kommendes Jahr zu de Schlitzaung. Sie wird euch sicherlich kontaktieren