Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,
es gibt wieder einiges zu erzählen.
Während meines letzten Aufenthalts in München (im Dezember) erreichte mich die frohe Kunde, dass ich bei Lufthansa ab sofort „Frequent Traveller“ (Vielflieger) bin und die dazu gehörende „Silberne Karte“ erhalte. Das heißt: Wenn ich Holzklasse fliege, kann ich am Business-Schalter einchecken, in die Business Lounge gehen und – das Allerbeste – ich kann 2 Koffer mit einem Gesamtgewicht von 46 (in Worten SECHSUNDVIERZIG) kg mitnehmen. Beseelt von dieser frohen Botschaft, kauf‘ ich sofort bei Aldi eine ganze Serano-Schinkenkeule, die allein schon über 10 kg wiegt.
Ich packe den großen Koffer, mit dem ich gekommen bin und einen kleinen, den ich im Speicher finde. Das Gesamtgewicht stimmt bis aufs Gramm. Johanna fährt Bernhard und mich zum Flughafen und wir checken ein. Der große Koffer wiegt 29 kg (schwerer als 32kg darf wegen der Bandscheiben der Gepäckträger kein Koffer sein), der kleine 17 kg.
Die freundliche Dame am Check in meint:
„Tut mir leid, aber die beiden Koffer müssen gleich schwer sein! Packen Sie bitte um!“
„NEIIIN!!“ Nicht schon wieder, diesmal gleich 2 Koffer. Es ist der 20.12. und der Flughafen ist gut ausgelastet. Ich suche mir mit den Kindern ein halbwegs ruhiges Plätzchen und pack‘ wieder mal um.
Die schlaumeierische Bemerkung meines klugen Sohnes: „Mama, i hab’s dir glei g’sagt!“ – fehlt mir grad noch. Nachdem der Schinken etwas sperrig ist, bleibt eine Kilo-Packung Lebkuchen übrig. Die nimmt Johanna wieder mit.
Soweit so gut – jetzt passt’s!
Nachdem ich gehört habe, dass man als Frequent Traveller unter günstigen Umständen ein Upgrade in die Business Class machen kann, haben wir in Frankfurt am Lufthansa Schalter nachgefragt:
„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie!“ sagt der nette Herr am Schalter.
„Die gute zuerst: Die Maschine ist überbucht und ihre Mutter ist schon upgegradet – sie nicht!“
„Kein Problem, ich kann auch hinten sitzen.“ sagt Bernhard.
„Moooment! Lassen Sie mich kurz telefonieren, mal sehen, was ich für Sie tun kann.“
Er ruft eine Kollegin an: „Ich habe hier Mutter und Sohn für den Flug nach Shenyang am Schalter stehen. Die Mutter ist bereits upgegradet und der Sohn würde gerne neben seiner Mutter sitzen.“
Dass der Sohn 31 Jahre alt ist, sagt er nicht. Die Kollegin macht den Platz neben mir (wie auch immer) frei und Mutter und Sohn fliegen beide für 0,00€ Aufschlag in der Business-Class nach China! Ein Traum! Vorher kaufen wir im Duty Free noch einen Schokoladen Nikolaus für den netten Herrn am Schalter.
Heilig Abend feierten wir zu dritt. Wie daheim mit Schweinswürstl’n und Brezen!
Am ersten Weihnachtsfeiertag gab’s Pekingente im Wirtshaus um die Ecke!
Von 27. Dezember bis 4. Januar haben wir uns nach Chiang Mai, in den Norden Thailands abgesetzt und wunderbare, sonnige Tage verbracht.
Unsere Ausflüge waren großartig.
Der nette Guide, der uns immer chauffierte, sprach fließend englisch und wusste viel über sein Land zu erzählen.
Hier gibt es einige Elefantenparks. Die ehemaligen Waldarbeitselefanten müssen heutzutage Touristen bespaßen. Was uns am meisten überrascht hat war, dass Elefanten malen können. Drei haben Bilder gemalt.
Aber nicht irgendwas, das aussieht wie moderne Kunst, sondern richtig gegenständlich, zwei Bäume und einen Elefanten.
Wenn wir es nicht selbst gesehen hätten, würden wir es nicht glauben! Das Bild von „Charlie“, so hieß der Elefant, haben wir gekauft und rahmen lassen.
Der Ausritt auf Elefantenrücken war sehr abenteuerlich!
Am 31. Dezember war ganz Thailand unterwegs und die Straßen so voll, dass wir keinen Ausflug mit dem Auto unternahmen. Bernhard und ich buchten einen ganztägigen „Thai Cooking Course“. Mit uns kochten vier junge Engländer – war sehr, sehr lustig.
Ich hab jetzt ein „Thai Cooking Certificate“ in der Küche hängen, auf das ich ganz stolz bin!
Silvesterabend war auf dem Hotelgelände Showtime und um Mitternacht gingen dann wirklich tausende von „Wunschlaternen“ auf „Himmelsreise“. Man schreibt seine Wünsche und Gedanken drauf und lässt sie wie einen kleinen Heißluftballon steigen. Sah aus wie ein Nachthimmel voller Glühwürmchen.
Ja – und meinen ersten Strafzettel habe ich auch bekommen: Wegen Falschparkens! Selbiger wird dir mit Superkleber an das Fahrerseitenfenster betoniert, damit jeder sieht: „Das ist ein Verkehrssünder!“ Und du brauchst schon einen sehr guten Etikettenentferner, um das Ding wieder weg zu spachteln!
Du bekommst auch keinen Strafbescheid per Post, wie bei uns. Nein – du musst mit Kennzeichen- und Fahrgestellnummer deines Autos selber im Internet nachsehen, ob ein Vergehen eingetragen ist. Das muss man von Zeit zu Zeit ohnehin, um zu kontrollieren, ob man beim Zuschnell-Fahren erwischt wurde, die Ampel schon auf Rot war usw. Wenn man einen Eintrag länger als ein halbes Jahr stehen lässt, ist der Lappen weg! Du musst dich praktisch rechtzeitig selbst anzeigen.
Dann gehst du nicht zu irgendeiner Polizeidienststelle – nein du musst zur „Traffic Police“, deren Dienststelle du erst zu erfragen hast, und die die wenigsten kennen. Hier wird dir dann ein Bescheid und ein Einzahlungsschein für die Bank ausgestellt. Mit diesem gehst du nicht zu irgendeiner Bank. Nein – zu einer ganz bestimmten, wo du dann endlich deine Strafe bar (100 RMB = ca 12 €) bezahlen kannst. Nachdem das alles aufwändig ist, man ewig in der Schlange steht, und du mindesten einen halben Tag unterwegs bist, überlegst du dir das nächste mal, ob du nochmal falsch parkst. Ich tu’s nicht mehr!!! Vielleicht.
Über den Besuch von Christa und Wiggerl Hagn im November haben wir uns sehr gefreut! Ich hab sie vom neuen Flughafen, der noch an der ein oder anderen Stelle im Bau ist, abgeholt. Die Einfahrt zur Tiefgarage war zwar fertig, aber noch gesperrt und der alte Parkplatz 2 km entfernt. Nach ca. einer Stunde Flughafen-Umrundung zwecks Parkplatzsuche wurde es mir dann zu blöd, und ich hab mich direkt vor dem Aus- und Eingang ins absolute Halteverbot gestellt (soviel zu: nie wieder falsch parken). Sofort waren 2 Polizisten zur Stelle und bedeuteten mir, dass ich da nicht stehen bleiben könne. Ich hab auf englisch angefangen zu argumentieren, was sie jedoch nicht verstanden haben. Ein der englischen Sprache mächtiger Chinese hörte das und eilte mir sofort zu Hilfe. Neugierig sind sie ja ohne Ende, die Chinäs’n! Ich ließ ihn übersetzen, dass die Tiefgarage noch nicht geöffnet habe und der Parkplatz zu weit entfernt sei. Ich würde nämlich „2 very old people“ abholen, „ they cannot walk this distance!“ Das haben sie eingesehen und den Chinesen übersetzen lassen, dass sie mein Auto bewachen würden, damit ich von anderen Kollegen keinen Strafzettel bekäme. So konnte ich ganz entspannt die Hagns abholen, während mein Auto unter Polizeischutz im absoluten Halteverbot stand! Die beiden haben sich dann auch redlich bemüht einen schleppenden Gang hinzubekommen und die Polizisten haben uns überaus freundlich verabschiedet! Wiggerl mit seinem markanten Bart war ohnehin ein beliebtes Fotomotiv.
Wir hatten 4 sehr schöne gemeinsame Tage und ich konnte endlich „mein Shenyang“ herzeigen!
Seit 30. 01.2014 wird hier „Chinese New Year – das Jahr des Pferdes“ gefeiert. Tage vorher werden an fast jeder Ecke Buden aufgebaut, wo Feuerwerkskörper verkauft werden.
Richtige Kracher! Nicht so kleine Raketen wie bei uns! Ein Traum für Pyromanen! Eine Woche Dauerfeuerwerken!
Der 30.01. hier ist mit unserem Silvester zu vergleichen. Am Straßenrand wird spezielles Papier für die Verstorbenen verbrannt. Es symbolisiert Geldscheine, damit die Verwandten im Jenseits nicht mittellos dastehen.
An diesem Tag werden traditionsgemäß „Jiǎozi“, auch „Dumplings“ genannt (kennt man bei uns als Dim Sum, oder Maultaschen), gegessen. Unsere Ai (Haushaltshilfe) hat uns welche gemacht – waren hervorragend.
Alle Glücksbringer, die irgendwo rumhängen werden erneuert, weil das Glück nach einem Jahr aufgebraucht ist. Ein sehr einträgliches Geschäftsmodell. Die meisten Läden sind für 3 Tage geschlossen und fast alle Chinesen haben eine Woche frei. Die Expats nutzen diese Zeit, um Urlaub zu machen. Wir bleiben hier. Denn nur wenn im Werk nichts los ist können die IT-Systeme aktualisiert werden. Und das ist Peter’s Job.
Zweimal kurz hintereinander so komplett verschiedene Jahreswechsel mitzumachen ist schon ein Erlebnis.
Der Winter war und ist erstaunlich mild. Es hat kaum geschneit und die Temperaturen bewegen sich nur zwischen -12° und -3°Grad. Das Schöne ist, dass fast immer die Sonne scheint. Die Luft ist bis auf wenige Ausnahmen meistens ganz gut. Die Nordpol-Ausrüstung vom letzten Jahr ist bis jetzt im Schrank geblieben!
Der Winter in Deutschland lässt ja ganz schön auf sich warten!? Wir sind hier dank „unserer“ Tagesschau, „meinem“ Münchner Merkur und „seiner“ Süddeutschen, immer auf dem neuesten Kenntnisstand!
Ach ja – hätt‘ ich beinahe vergessen! „Kulturschock II – ein Bayrischer Abend“, ist in Vorbereitung! Am 07. März is‘ es soweit!
新的一年 xin nían kuàilè! Ein glückliches Neues Jahr!
它很好, und frohe Grüße aus China
von Ihrer / Eurer
Annamirl
Hallo Annamirl, wann kommt eine neue Episode deiner Erlebnisse? Liebe Grüsse Susi :))
Hallo Annamirl,
wann kummst`n endlich wieda zruck ? I moan de Chinazeit muaß doch scho boid vobei sei !
Liabn Gruaß
Heidi