Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,
bei meinem ersten Heimaturlaub 2013 hat mir meine Mutter aus der „Passauer neuen Presse“ eine Seite raus gerissen: „Die zerbrechliche Kunst von Jingdezhen“ und als ich in Frankfurt ins Flugzeug stieg, fand ich in „Die Welt“ „In der Geburtsstadt des Porzellans – Vor 1000 Jahren entstand das weiße Gold erstmals in Jingdezhen. Ein Besuch“, den im Wortlaut fast gleichen Artikel.
Seitdem steht diese Stadt ganz oben auf meiner Reiseliste.
Nachdem mein Mann keine Zeit hat, und mir die Zeit davon läuft, hab ich mich vor 3 Wochen alleine auf den Weg gemacht. Peter’s TA (Team Assistentin) Rebecca hat mir ein Hotel ausgesucht (hatte aber gleich große Sorge, weil keiner vom Personal englisch spricht) und Peter hat die Flüge gebucht. 3 Tage Jingdezhen und 4 Tage Shanghai, da war ich nämlich auch noch nicht.
Am Montag fliege ich also von 7.00 – 10.00 Uhr nach Xi’an (hier ist die Terrakotta-Armee), nach 4 Stunden Aufenthalt geht’s um 13.55 weiter und nach 2 weiteren Flugstunden bin ich um 15.50 Uhr Vorort. Mit mir steigen nur noch 17 Chinesen aus (war eine Zwischenlandung), was mich ein bissl stutzig macht. Vor dem Flughafen bin ich plötzlich von ca. 30 Taxlern umringt, die wild auf mich ein plärren. Ich steig ins erste ein, in der Hoffnung einen seriösen Fahrer zu erwischen, aber der weigert sich, sein Taxameter einzuschalten und für eine sehr kurze Strecke bezahl‘ ich 60 RMB (ca 8.50€), was mir aber dann auch wurscht ist, weil’s heftig regnet!
Im Hotel empfängt mich unfreundliches bis muffiges Personal, das gerade Daily Soaps auf dem Handy anschaut und sich durch mein Ankommen gestört fühlt. Man händigt mir eine Türkarte aus, sagt mir erst auf Nachfrage wo ich hin muss und überlässt mich meinem Schicksal. Leider hab ich wieder mal die Regenzeit erwischt – macht nix – ich dreh‘ trotzdem noch einen kleine Runde. Die Stadt sieht auf den ersten Blick ziemlich trostlos aus (noch dazu bei Regen). Hier ist die Zeit stehen geblieben. Ein einladendes Stüberl find‘ ich auch nicht, also geh ich auf mein Zimmer. Vorsichtshalber hab ich Proviant mitgenommen. Mit am Packerl Gummibärli und an Piccolo (hat Punsch-Temperatur, weil der Kühlschrank kaputt ist) mach ich es mir bei einem „Tatort“ gemütlich. Mein treu sorgender Gatte hat mich iPad technisch mit Presse und TV versorgt.
Das Frühstück ist sehr chinesisch, ich esse wenig – außer mir sind nur noch 2 Gäste anwesend.
An der Rezeption frage ich eine Chinesin, die etwas englisch spricht, wie ich in eine Porzellan Manufaktur käme. Sie bietet mir an, mich zu fahren. Der Verkehr ist Wahnsinn – dagegen ist Shenyang Labsal! Weniger Autos, aber tausende von Motorrollern, für die es KEINE Verkehrsregeln gibt! Dann – der Klassiker: sie bremst, weil ihr ein Roller die Vorfahrt nimmt, prompt fährt ihr ein anderer drauf. Der simuliert sofort einen Herzanfall, was ihm aber nix nutzt, weil sie ihn sehr lautstark zamm scheißt und damit droht, die Polizei zu rufen. Sie nimmt ihm 300 RMB (45€) für eine Delle in der Stoßstange ab und der Kaas is bissn! So regelt man hier Unfälle! Ich hab ihr dann auch noch 100 gegeben.
In der Porzellan Manufaktur kauf ich nur ein paar Mitbringsel, alles andere ist nicht mein Geschmack und außerdem sehr teuer.
….und Vasen hab ich schon genügend!
Die Dame kassiert ihre Provision, war ja klar, und setzt mich im Zentrum ab. Hier pulsiert das Leben. Der ganze Stadtplatz ist ein großes Zocker-Paradies, es liegt ziemlich viel Geld auf den Kartentischen. So wie’s aussieht ist das auch legal, denn die Polizei schaut zu.
Am nächsten Tag geh ich ins historische Porzellan Museum, gleich um die Ecke. Hier ist es wunderbar. Sogar die Mülltrennung ist stilvoll!
Eine Mädchengruppe spielt zur Freude der Touristen Klassik-Hits,
natürlich alles auf Porzellan-Instrumenten.
Der junge Mann töpfert
dieses sehr teure Geschirr.
In der Porzellan-Mall bin ich die einzige Kundin und in der ganzen Stadt hab ich keinen Westler gesehen. Mit meinen paar Brocken chinesisch wurschtl ich mich ganz gut durch.
Jetzt muss ich nur noch zum DEM Geschirr-Einkaufsmarkt, nach Porzellan-City, vielleicht springt mich ich ja doch noch was an! Was ich vorfinde erschlägt mich schier! Porzellan, soweit das Auge reicht! Ich werde fündig, Rebecca regelt telefonisch die Verschickung nach Shenyang und drückt auch den Preis noch ein bisschen.
In den Zeitungsartikeln habe ich auch über „Wannengde“ gelesen, einem Viertel in dem es kleine Familienunternehmen und Hinterhofbrennereien geben soll. Nichts wie hin! Sehr abenteuerlich. In keinem anderen Land der Welt hätte ich mich an solche Orte gewagt, aber wie gesagt, in China tut dir keiner was. Ein paar neugierige Blicke und Getuschel, das war’s.
Inzwischen ist es höchste Zeit, im Hotel meinen Koffer abzuholen und zum Flughafen zu fahren.
Mit einer Stunde Verspätung komme ich erst um 23.30 in Shanghai an. Leider fährt der letzte Airport Express nur noch 2 Stationen und ich muss in ein Taxi umsteigen. Um diese Zeit geht’s nur mit Festpreis, ich handle von 150 auf 130 RMB runter und bin dann weit nach Mitternacht endlich im Hotel!
Von Peter bekomme ich die Nachricht, dass sich zwischen Japan und Shanghai ein Wirbelsturm zusammen braut, und ich mich auf Unregelmäßigkeiten im Flugverkehr einstellen soll.
Shanghai ist eine moderne Stadt, hat aber historisch und kulturell nicht so viel zu bieten wie Peking. Mit dem „Hop off, Hop on“ Sightseeing-Bus gehe ich auf Erkundungstour!
Der sogenannte „Flaschenöffner“ ist 480 m hoch und ich bin ganz oben im 100sten Stockwerk!
Am Freitag Nachmittag bekomme ich eine SMS, dass mein Flug am Samstag wegen des Hurrikan gecancelt wurde. Was tun? Rebecca, die gute Seele, setzt alles dran um noch für heute, Freitag einen Flug nach Shenyang zu bekommen – und – es klappt! Raus aus’m Bus, mit dem nächsten Taxi zum Hotel, schnell alles rein in den Koffer, auschecken, ein Taxi bestellen und ab zum Flughafen.
Am Gate schnauf‘ ich erst mal durch! Jetzt wär‘ ein gut gekühlter Weißwein recht!
Verspätung – war ja fast klar, aber trotzdem ruhiger Flug!
….und zu guter Letzt: Am Samstag, den 18.7. sind wir mit dem Zug nach Peking gefahren zum Spiel:
FC Bayern : FC Valencia im „Vogelnest“ (so nennt man das Olympiastadion)
Wenn Peter’s Verein schon mal in der Nähe spielt MUSS man hin. ….Und dann noch 4 : 1 gewonnen.
49 000 Zuschauer, davon die meisten Chinesen im Bayern-Trikot! Beckenbauer und Rummenigge saßen 20 m von uns entfernt auf der VIP-Tribüne.
War eine super Atmosphäre! Um 6.00 Uhr früh waren wir wieder daheim!
Am Dienstag ging’s dann für 3 Tage allein nach Hongkong! Leider gibt’s da nicht viel zu erzählen, weil ich wieder die Regenzeit im Gepäck hatte. 2 Tage hat’s nur geschüttet was runter ging. Auf dem Hinflug hatte ich nur 3 Stunden Verspätung, in Hongkong stand ich 5 Stunden auf dem Rollfeld. Man nennt es hier schon „Spiesfluch“!
Das war’s wieder mal!
它很好, und frohe Grüße aus China
von Ihrer / Eurer
Annamirl