Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,
Ein Besuch bei der hiesigen Polizei! Ein Erlebnis:
Jeder Besuch, der zu uns kommt und bei uns wohnt, muss in dem für uns zuständigen Polizeirevier gemeldet werden.
Gleich nach der Ankunft jedes Besuches fahren wir hin, um dieses Procedere hinter uns zu bringen. Diesmal mit 4 Personen. Dort angekommen, hielt man uns an zu warten, der zuständige Beamte sei noch irgendwo im Einsatz. Nach ca. 1 Stunde kam er dann (ich kenne ihn seit fast 2 Jahren), bat mich mit den Pässen in sein Büro und gab mir zu verstehen mich wieder zu den anderen zu setzen. Nach einer weiteren Stunde kam er in Privatkleidung und wollte nach hause gehen, nicht ohne mir zu sagen, ich solle um 10.00 Uhr abends wieder kommen. „Hä??? Da schlaf‘ ich schon!“ „Dann morgen!“ „Und die Pässe?“ “ Bekämen wir morgen wieder“. Das geht ja gar nicht – ohne Pässe in China! Auf unser Drängen hin, händigte er sie uns wieder aus.
Beim Abendessen hielten wir Kriegsrat und einer der Gäste hatte eine grandiose Idee: Er arbeitete viele Jahre im Innenministerium und hatte aus dieser Zeit noch diverse Polizei- und Feuerwehrabzeichen, sowie Bayern- und Handschellensticker dabei. Diese führt er bei Auslandsreisen immer mit, „um auf diplomatischem Wege möglicherweise vorhandene Hemmschwellen (im weitesten Sinne) zu beseitigen“. Großartige Idee! Sollte sich als sehr hilfreich erweisen!
Mit diesen Accessoires bewaffnet, erschienen wir nächsten Morgen wieder auf dem Revier! Man ließ uns wieder setzen und warten. Als endlich der für uns zuständige Beamte den Warteraum betrat, hielt ich ihm sofort das deutsche Polizeiabzeichen mit dem Hinweis, jener Herr sei ein hochgestellter, deutscher Kollege von ihm, unter die Nase. Und siehe da, auf einmal ging alles „wie geschmiert“! Er bat uns HÖFLICH in sein Büro. Dort saßen äußerst gelangweilt 2 weitere Polizisten, die von mir mit Bayern- und Handschellensticker be….lohnt wurden und während unserer gesamten Anwesenheit damit spielten. Nach kurzer Zeit waren wir fertig und unser Polizist bekam das deutsche Polizeiabzeichen geschenkt, worüber er sich ehrlich freute. Dem Beamten am Empfang überreichte ich noch das der „Freiwilligen Feuerwehr Schonungen“ (in der Hoffnung, dass es beim nächsten Besuch von Anfang an a bißl schneller geht). Auch er hat großen Gefallen daran gefunden.
Um unseren Besuch auf die Schönheiten Chinas einzustimmen, war gleich am ersten Wochenende „Der Himmelssee“ angesagt. Ein spektakuläres Ziel an der Grenze zu Nordkorea: Aus dem waldreichen „Langen Weißen Gebirge“ (Changbai Shan) ragt der 2700 m hohe Vulkankegel des Baitou Shan auf. Am schwefelgelben Kraterrand blickt man hinab auf den 9,2 km² großen, geheimnisvoll schimmernden Himmelssee, dessen Wasser über einen 68 m hohen Wasserfall zu Tal stürzt.
Die Bergfahrt mit Kleinbussen auf sehr schmalen, Serpentinen-reichen Straße lässt sich nicht beschreiben, die muss man erlebt haben. Das die Reifen nicht geglüht haben war ein Wunder. Bevor wir allerdings in den Bus steigen konnten, hatten wir uns in eine Warteschlange gigantisches Ausmaßes einzureihen!
Am 24. August war „Kulturschock III“ geplant und zwar, diesmal nicht der klassische „Bayerische Abend“, sondern „Opern auf bayerisch“ von Paul Schallweg. Die Idee hatte Stephan Sütterlin, der mir schon die ersten 2 bayerischen Abende zur Seite stand. Und weil man ja dazu Musik braucht, ließ er sein Bläser Orchester „Brassissimo“ einfliegen. Tagelang rezitierte ich auf dem Balkon: Carmen, Der Freischütz und Rigoletto. Was sich meine chinesischen Nachbarn gedacht haben, will ich gar nicht wissen. Nachdem ich sowas noch nie gemacht habe, war ich natürlich wieder dementsprechend nervös.
Als Aufführungsort hatten wir das „Paulaner – Wirtshaus“ im Hotel Kempinski ins Auge gefasst, weil da das ganze Drumrum zu passen schien und bayrische Küche auf der Speisekarte steht. 3 Tage vorher trafen wir uns mit dem General Manager und wollten die Feinabstimmung mit ihm besprechen. Als wir ihm keinen Mindestumsatz garantieren konnten, empfahl er uns kurzerhand ein anderes Etablissement (rausg’schmissn hat er uns!!) Für mich der Supergau! Stephan blieb Gottseidank ruhig und wir sprachen im „Shangri-La“ einem anderen Hotel vor. Dort haben sie uns sofort mit offenen Armen empfangen und den Großen Ballsaal hergerichtet.
Was gibt’s schöneres, wenn man für so eine Veranstaltung einen Chefreporter des Münchner Merkur auf der Gästeliste stehen hat! Der Abend war wieder ein Knaller, und als ich dann überraschend die „Habanera“ aus „Carmen“ sang (war nicht abgesprochen) hatten die Bläser kurzzeitig Mühe, nicht zu lachen und manche Töne kamen gepresst.
Unsere Chinazeit geht leider im September zu Ende. Es ist Wahnsinn, wie schnell die 3 Jahre vergangen sind!
Das war’s wieder mal!
它很好, und frohe Grüße aus China
von Ihrer / Eurer
Annamirl
Hat mich sehr gefreut Dich wieder zu sehen. Alles Gute. Richard